Newsletter September 2016

Barfussgehen & Familienwerte – Newsletter 09.2016

Sommerlandschaft im Tessin

Geniesst du auch diese wunderbaren Sommertage? Wie schön ist es, in der Natur zu sein und dort seine Batterien aufzuladen!

Gerade zurück vom Joggen, habe ich auch dieses Mal wieder gestaunt, wie viel mehr Energie und Ausdauer ich habe, wenn ich dabei ohne Schuhe unterwegs bin. Das hat mich dazu bewogen, in meinem nächsten Monatsworkshop unter anderem wieder einmal das Thema des richtigen, natürlichen Gehens anzuschauen:

«Wenn alle hinken, meint jeder, er gehe richtig»

In unserem Tun messen wir uns fast immer an der Gesellschaft. Wenn ich etwas auf die eine Art tue, aber sehe, dass alle anderen Menschen es anders machen, dann denke ich oft: «Ich liege wohl falsch.» Oder sogar: «Ich bin nicht normal.»

Das beginnt schon im Kindesalter: Wir passen unsere aufrechte, natürliche Sitzhaltung der gekrümmten der Erwachsenen an. Und später bei unseren ersten Schritten – erinnerst du dich vielleicht daran, welcher Teil des Fusses bei deinem Kind zuerst den Boden berührt hat? Ferse oder Zehen/Ballen?

Das folgende Video zeigt eindrücklich, wie wir durch Schuhe den natürlichen Gang stören – bei uns und unseren Kindern:

Unsere Kinder sind wahre Meister und Lehrer; wir müssten nur öfter zuhören und hinsehen – das würde uns manches teure Seminar bei einem «grossen Meister» ersparen 😉

Interessant ist auch: Mit der Einführung des ersten «bequemen» Jogging-Schuhs durch Nike in den 1970ern nahmen Fussprobleme und -verletzungen massiv zu. Die besten Turnschuhe sind also gar keine Turnschuhe.

Der Mensch wurde evolutionär als perfekte «Laufmaschine» geschaffen. Kein anderes Säugetier kann so lange mit solcher Ausdauer rennen wie wir. So wurde – und wird – in der Kalahari gejagt: Die San-Buschleute verfolgen ihre Beute stundenlang, bis sie vor Erschöpfung zusammenbricht.

San-Jäger barfuß

Bei diesen Jägern sieht man den natürlichen Gang von Menschen, die nie Schuhe getragen haben.

Am 24. September werde ich euch also den natürlichen Gang wieder näherbringen. Vielleicht hängt ihr bald eure Turn- und Wanderschuhe an den Nagel 😉 Natürlich geht das nicht von heute auf morgen – auch ich bin meist mit Schuhen unterwegs. Aber nur noch in sogenannten Barfuss-Schuhen oder -Sandalen, z. B. von Unshoes. Diese haben mir z. B. bei einer fünfstündigen Bergwanderung in Colorado treue Dienste geleistet (damit werden sogar Ultramarathons über 100 km gerannt).

Barfußfüße im Gras


Russel FourEagles

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar tiefgehende Worte von Russel FourEagles aus seinem Buch «The Making of a Healer» teilen – über die Lehren seiner Grossmutter (Gram) vom Stamm der Oneida. Ich habe den Text übersetzt:

Russel FourEagles

«…Traurig ist auch, dass – anders als zu Grams Zeiten – die Verantwortung für die Kindererziehung heute fast nur bei zwei Elternteilen liegt, isoliert vom Rest der Familie. Wir lieben unsere Kinder, aber die Gesellschaft hat uns gelehrt, Verantwortung abzugeben: Kita, Babysitter, Schule – damit wir Geld verdienen können.

Früher reichte ein Einkommen. Heute arbeiten meist beide Eltern, um zu überleben. Doch oft arbeiten wir nur mehr, um mehr Dinge zu kaufen, die wir dann im Urlaub auspacken. Und wenn der Nachbar ein neues Auto hat, fühlt sich unser altes plötzlich nicht mehr gut genug an.

Kinder verbringen immer weniger Zeit draussen – im Wald oder Park – sondern sind beschäftigt mit Markenklamotten, Handys und Technik. Also arbeiten wir noch mehr…

Da wir uns nicht mehr um unsere Älteren kümmern müssen, haben wir noch mehr Zeit, Geld anzuhäufen. Doch dieser „Gewinn“ verursacht immensen Schaden an der Familie. Und selbst dann reicht es oft nicht zum Leben.

Was wir vergessen haben: Kinder sind alles. Für indigene Kulturen waren sie das höchste Gut. Heute verlieren gerade sie am meisten – um die Zeit, die Eltern, Grosseltern oder Verwandte ihnen geben könnten.

Die Familie ist oft nicht mehr als eine Wohngemeinschaft unter einem Dach. Arbeit ist kaum vermeidbar – aber wir müssen unsere Prioritäten wieder finden. Das ist nicht einfach, aber notwendig.

Die Gesellschaft sagt: Kauf deinem Kind, was es will. Aber was Kinder wirklich brauchen, ist ihre Familie.

Die Wirtschaft will Konsum – neue Feiertage, mehr Umsatz. Kaufen, kaufen, kaufen. Aber was bedeutet das für unsere Kinder? Für die nächsten sieben Generationen?»

So erinnert euch an das Wesentliche. Auf dem Sterbebett spendet die Hand deines Kindes mehr Trost als ein neues iPhone oder digitale Grüsse. Wie eine Klientin kürzlich sagte: «Das Totenhemd hat keine Taschen.»

Namaste
Gerald