Geniesst du auch diese wunderbaren Sommertage? Wie schön ist es, in der Natur zu sein und dort seine Batterien aufzuladen!
Gerade zurück vom Joggen, habe ich auch dieses Mal wieder gestaunt, wie viel mehr Energie und Ausdauer ich habe, wenn ich dabei ohne Schuhe unterwegs bin. Das hat mich dazu bewogen, in meinem nächsten Monatsworkshop unter anderem wieder einmal das Thema des richtigen, natürlichen Gehens anzuschauen:
«Wenn alle hinken, meint jeder er gehe richtig»
In unserem Tun messen wir uns fast immer an der Gesellschaft. Wenn ich etwas auf die eine Art tue, aber sehe, dass alle anderen Menschen um mich herum es auf eine andere Art tun, dann muss ich wohl falsch liegen – ja oft denken wir dann sogar «Ich bin vielleicht nicht normal!». Das beginnt schon als Kind, wenn wir beginnen unsere im Sitzen aufrechte Buddha-Haltung, der gekrümmten Haltung der Eltern anzupassen und geht dann weiter bis zu unseren ersten Schritten: Solltest du Kinder haben, magst du dich vielleicht an die ersten Schritte deiner Tochter oder Sohnes erinnern? Welcher Teil des Fusses hat den Boden jeweils zuerst berührt? Ferse oder Zehen/Ballen?
Das folgende Video zeigt eindrücklich, wie wir mit dem Schuhwerk, welches wir uns und unseren Kindern anziehen, den natürlichen Gang unterbinden und verunmöglichen:
Ja, unsere Kinder sind wahre Meister und Lehrer; wir bräuchten oft nur öfters hinzuhören und hinzuschauen und so könnten wir uns vielleicht das eine oder andere teure Seminar bei einem «grossen Meister» sparen 😉
Interessant ist übrigens auch die Tatsache, dass mit der Einführung des ersten «bequemen» Jogging-Schuhs durch Nike in den 70ern, die Fussprobleme und Fussverletzungen massiv zugenommen haben. Die besten Turnschuhe sind also gar keine Turnschuhe.
Der Mensch wurde von der Evolution als perfekte «Laufmaschine» geschaffen (Laufen im hochdeutschen Sinn = Rennen). Kein anderes Säugetier kann lange Strecken mit solcher Ausdauer rennen wie der Mensch. So wurde und wird heute auch noch gejagt: In der Mittagshitze der Kalahari-Wüste in Südafrika, rennen die Jäger der San-Buschleute (siehe Bild) der Beute so lange hinterher, bis diese vor Erschöpfung zusammenbricht.
Bei diesen San-Jägern im Bild oben sieht man sehr schön den natürlichen Gang von Menschen, welche noch nie Schuhe tragen mussten.
Am 24. September werde ich euch also den natürlichen Gang wieder näher bringen und vielleicht werdet ihr auch bald eure Turn- und vielleicht sogar Wanderschuhe an den Nagel hängen 😉 Selbstverständlich geht das nicht von heute auf morgen und auch ich bin meistens mit Schuhen unterwegs. Ich habe jedoch nur noch sogenannte Barfuss-Schuhe oder -Sandalen, wie z.B. von Unshoes. Diese haben mir z.B. bei einer fünfstündigen Wanderung in den Bergen von Colorado gute Dienst geleistet (damit werden übrigens auch Ultramarathons von 100km gerannt).
Russel Four Eeagles
Zum Abschluss möchte ich heute noch ein paar tiefgehende Worte von Russel Four Eagles aus seinem wunderbaren Buch «The Making of a Healer» weitergeben. Er schreibt in diesem Buch über die Lehren seiner Grossmutter (Gram) vom Stamm der Oneida. Ich habe euch den Text aus dem Englischen übersetzt.
«…Traurig ist auch, dass – anders als zu Gram‘s Zeiten – die Verantwortung für die Kindererziehung gänzlich nur den zwei Elternteilen überlassen wird – mit zunehmender Isolation vom Rest der Familienmitglieder. Wir lieben unsere Kinder. Und doch hat uns die Gesellschaft als Ganzes beigebracht, den schwarzen Peter weiterzugeben. Wir senden die Kinder zur Schule oder zu einem Babysitter, währenddessen wir Geld verdienen. Eltern müssen arbeiten um für ihre Familie sorgen zu können. Das an und für sich ist akzeptabel. Das Problem ist, dass in den meisten Haushalten nun beide Elternteile arbeiten, weil es einfach zwei Einkommen braucht um überleben zu können.
Unglücklicherweise arbeiten wir mehr und mehr, nur damit wir mehr und noch mehr in unsere Garage stapeln können, um das dann einmal pro Jahr für den Urlaub rausholen zu können. Wir bemerken die tollen Autos unsere Nachbarn und plötzlich ist unser Auto nicht mehr gut genug. „Wir müssen mehr Geld machen.“, sagen wir uns selbst, was dann üblicherweise bedeutet, dass wir sogar noch mehr arbeiten.
Kinder kommen nicht mehr raus in den Park oder in den Wald, was eine weitere traurige Tatsache ist. Stattdessen sind sie gänzlich mit ihren teuren Kleidern, Computern und Mobiltelefonen beschäftigt, an welche sie sich gewöhnt haben. So arbeiten wir also nochmals mehr.
Da wir uns nicht um unsere Älteren kümmern müssen, haben wir sogar noch mehr Zeit Geld anzuhäufen. Aber dieser Gewinn ist eigentlich erbärmlich, wenn man bedenkt, wie viel Schaden der heutigen Familie damit zufügt wird. Und sogar dann haben wir immer noch Schwierigkeiten genug Geld zu machen.
Woran wir uns erinnern müssen ist, was wir vergessen haben: Kinder sind alles. Für die eingeborenen Stämme waren Kinder das höchste Gut. Aber jetzt sind die Kinder diejenigen, die verlieren. Sie werden um die Zeit betrogen, welche ihre Eltern, ihre Grosseltern oder andere Verwandt ihnen geben könnten. Ich glaube, dass es sehr wenige Eltern oder Grosseltern gibt, welche ihren Kindern den Rücken zukehren würden, wenn diese eine Frage oder ein Problem zu lösen haben; aber wir sind gar nicht verfügbar, da wir weg zur Arbeit sind (ausser sollten wir schon im Altersheim sein). Die Familieneinheit hat sich selbst zu wenig mehr als Fremden gewandelt, welche unter dem gleichen Dach wohnen. Zu Arbeiten ist heutzutage so ziemlich unvermeidbar. Aber Gleichgewicht und Klarheit über unsere Prioritäten ist, wonach zu streben ist. Das ist nicht einfach, aber wir müssen es versuchen.
Die Gesellschaft hat uns gelehrt, den Kindern Dinge zu kaufen, weil es das ist, was sie wollen. Aber einfach ausgedrückt, was Kinder brauchen, sind ihre Familien.
Aber die Gesellschaft möchte, dass die Wirtschaftsmaschine gut geölt und ruckellos läuft, und klar möchten dies auch die Kapitalgesellschaften: So lasst uns einen neuen Feiertag schaffen, damit wir verkaufen, verkaufen, verkaufen und kaufen, kaufen, kaufen können.
…
Und ich frage mich: Wenn – wie Gram gelehrt hat – wir unsere Entscheidungen auf Grundalge davon machen sollten, was nicht nur unseren Grosskindern zu Gute kommt, sondern den nächsten sieben Generationen – und die Kinder von heute schon verlieren – was bedeutet dies für die nächsten sieben Generationen?»
So seid aufmerksam, was die wahren Wichtigkeiten im Leben sind. Auf dem Totenbett wird euch die warme Hand eurer Tochter oder eures Sohnes, welche euch hält und die Lieben, welche sich um euch versammelt haben mehr Trost spenden, als das neue iPhone in eurer Hand und die guten Wünsche via Facebook oder Whatsapp… Und wie eine Klientin von mir kürzlich gesagt hat «Das Totenhemd hat keine Taschen.»
Namaste
Gerald